Lore
Leere-Läufer
„Der Zwischenraum definiert die Form. Die Ruhe vor der Nachricht, der Atem vor dem Wort, die Leere einer Seite.“
Die Luft wurde kälter und ich blickte von meinen Büchern auf. Da war eine Stille, eine unbehagliche Ruhe vor dem Sturm. Ein Hinterhalt wartete auf mich; dessen war ich mir sicher. Keine Zeit, mich zu fragen, wie meine Verteidigung versagen konnte. Keine Zeit, mich zu fragen, wie sie meine verborgene Bibliothek überhaupt finden konnten. Ich hatte meine Augen gerade erst von diesen bedeutsamen Worten über die Leere gelöst. Nun würde ich meine ersten Schritte hinein wagen müssen in der Hoffnung, nicht hindurchzufallen.
„Nehmt sie gefangen!“, donnerte der Anführer der Marodeure. Durch jedes Fenster krachten Gegner, die mich vernichten wollten. Die Zeit breitete sich vor mir aus. Mit einem Gedanken befand ich mich mitten im Kampf. Ein klaffendes, überirdisches Maul entzog ihnen das Leben. Ich fand meinen Halt: die Macht der Leere hatte sich manifestiert, doch dies war nicht ihre ganze Natur.
Im nächsten Moment kehrte die Realität schlagartig in ihren traditionellen Rhythmus zurück. Ich war wieder allein. Die Eindringlinge hatten nicht einmal Zeit, ihr Schicksal zu begreifen. Ich war kaum schlauer als sie, doch hatte ich eine grundlegende Wahrheit erkannt.
Ein Schritt in die Leere ist ein Schritt ins Nichts, das das Gewicht tragen kann.